Sechs Jahre lang baute Frederike ZuBaKa mit auf und hat dabei viel bewirkt. Während sie sich zu Beginn einfach nur für eine gute Sache engagieren wollte, merkte sie schnell, dass sie ihre ganze Bandbreite an Stärken nutzen kann, um eingewanderten Kindern und Jugendlichen Bildungsteilhabe zu ermöglichen. Nun widmet sie sich anderen Abenteuern und verlässt zu Ende Juli die Geschäftsführung von ZuBaKa.
Im Interview durfte sie noch einmal nostalgisch zurückblicken: Was macht ZuBaKa als Bildungsprojekt, aber auch als Arbeitgeberin so besonders? Und welche Ideen für gerechte Bildungschancen sind noch auf dem Tisch liegen geblieben?
Liebe Frederike, wie bist du damals überhaupt zu ZuBaKa gekommen?
Ich habe nach coolen Engagementmöglichkeiten in Frankfurt gesucht und habe dadurch das Social Impact Lab entdeckt, ein Co-Working-Space, in dem ZuBaKa damals noch war. Und da waren viele tolle Sachen, aber ZuBaKa hat mich sofort mega interessiert, weil ich schon im Studium im Bereich Sprachförderung gearbeitet habe. Da habe ich mich dann initiativ beworben, halb im Hinterkopf, dass ich da vielleicht bald mal arbeiten kann, aber tatsächlich erstmal mit dem Gedanken: Ich habe Zeit, ich habe Bock, ich kann morgen vorbeikommen und würde gerne mithelfen.
Ich habe vor ZuBaKa ein Traineeship in einer Videomarketingagentur absolviert und habe dort Drehbücher für Erklärvideos geschrieben. Das hat mir prinzipiell Spaß gemacht, aber ich habe mich sehr ausgebeutet gefühlt als Trainee in der Werbebranche. Dann habe ich E-Learnings für Auszubildende im Industriepark in Höchst produziert und das war unfassbar langweilig! Nach diesen zwei gescheiterten Versuchen nach dem Studium dachte ich, ich bin nicht fürs Arbeiten gemacht. Irgendetwas stimmt bei mir nicht.
Und dann hat Anna Meister, die Gründerin von ZuBaKa, sich sehr schnell gemeldet. Das war Anfang 2018, also genau ein Jahr nach Gründung von ZuBaKa. Und es war der Zeitpunkt, zu dem ZuBaKa gerade mit der Idee der Zukunftsbausteine den zweiten Platz des Deutschen Integrationspreis gewonnen hat. Das war mein Glück, weil dann ein plötzlicher Geldsegen da war, der es ermöglicht hat, mich als erste feste Mitarbeiterin einzustellen.
Ich war quasi Scout, habe aber auch von Anfang an Backoffice-Arbeit mit übernommen. Ich war in zwei Klassen, in der Ernst-Reuter-Schule und bei den Beruflichen Schulen Berta Jourdan. Mir hat die Umsetzung wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich empfand es als eine unglaublich kreative Arbeit. Und ich habe gleichzeitig gemerkt, dass das Aufbauen von Strukturen mit Anna zusammen, mich an strategischen Entscheidungen zu beteiligen und mitzudenken, und auch mit Förderpartner*innen ins Gespräch zu gehen, sehr gut zu mir gepasst hat.
Was hat dich denn damals von ZuBaKa überzeugt?
Ich hatte damals einer Freundin erzählt, wie der Ort aussehen soll, an dem ich gerne arbeiten möchte: wie die Leute dort sind, der Spirit, einfach mal Dinge auszuprobieren, also ins Handeln kommen und schnell arbeiten. Und auch von den Räumlichkeiten hatte ich ein Bild: Es muss hell sein und freundlich und man muss überall bunte Post-its aufhängen dürfen. Dann hat sie mir das Social Impact Lab empfohlen, weil es dort genauso aussah.
Und was mich dann von ZuBaKa überzeugt hat, war ganz klar die Vision: Es geht um Bildungsgerechtigkeit. Es geht um Kinder und Jugendliche, die nicht dieselben Startchancen haben wie andere. Und Sprachförderung war schon im Studium mein Thema. Ich habe fürs Land Baden-Württemberg Sprachförderkurse in der Kita gegeben. Ich habe Rhetorik studiert, also mit Sprache arbeiten, das ist das, wo ich eigentlich auch vom Studium her kam. Das war also der Punkt, wo ich gesagt habe: Das reizt mich. Das finde ich cool – Sprachbildung und gleichzeitig innovative Didaktik.
Was waren Herausforderungen für dich in den letzten Jahren?
Corona war eine spannende Zeit, unabhängig davon, dass es schrecklich war für alle, die erkrankt sind oder mit Kindern oder alleine in ihren Wohnungen sitzen mussten. Aber für ZuBaKa gab es einen riesigen Motivationsschub. Wir hatten Anfang 2020 eigentlich ein Feriencamp geplant für die Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss. Eine oder zwei Wochen vorher war dann Lockdown und es wurde klar, es findet nicht statt. Daraus haben wir dann Motivation geschöpft. Unsere Zielgruppe hat sehr unter den Schulschließungen gelitten, weil viele zu Hause niemanden haben, die sich mit ihnen hinsetzen können, um für die Hauptschulprüfungen zu lernen. Da haben wir gesagt: „Okay, wir müssen was tun. Wir stellen dieses Feriencamp um und wir machen es digital. Und wir machen es so, dass jemand teilnehmen kann, der keinen Computer hat.“ Das heißt, wir haben über Nacht dieses Präsenzcamp in Formate umgestellt, die übers Handy funktionieren. Wir haben mit Chat über Signal gearbeitet. Wir haben Videos von uns selbst aufgenommen, wie wir etwas erklären, oder YouTube Video herausgesucht, die wir gut fanden. Wir haben die Aufgaben so digitalisiert, dass man die Arbeitsanweisung am Handy hat, auf Papier bearbeiten und uns ein Foto schicken kann. Also wirklich ganz niedrigschwellig haben wir versucht, die Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss zu ermöglichen. Und ich fand es richtig cool. Das war purer ZuBaKa-Spirit, denn wir haben geschaut, was unsere Zielgruppe wirklich braucht, die in vielen Fällen keinen Computer oder Drucker zu Hause hat, keine Unterstützung. Wir mussten niemanden in Kurzarbeit schicken, da wir eben unsere Projekte weiter umsetzen konnten. So schlimm die Zeit war, vor allem für unsere Schülerinnen und Schüler, das hat uns einen ganz schönen Schub gegeben. Das war eine spannende Zeit, in der aus der Krise heraus so viel neu entstanden ist.
Was hat sich seit den Anfängen von ZuBaKa verändert? Und was ist vielleicht auch gleichgeblieben?
Also so richtig gleich geblieben ist nicht so arg viel, außer die Zielgruppe und dass die Leute, die hier arbeiten, für das Thema brennen. Das war von Anfang an so.
Und es hat sich ganz viel essenziell verändert. Die Anzahl der Mitarbeitenden ist jährlich exponentiell gewachsen. Die Anzahl der Klassen ist exponentiell gewachsen, die Anzahl der Kooperationsschulen, die Fördermittel, die Bürofläche – alles ist wirklich einfach größer geworden.
Auch die Projekte sind vielfältiger geworden. Es gibt nun einige, die eher schulisch sind. Das hängt auch von den Förderanträgen ab.
Die Bausteine „Mitmachen & Durchstarten“ und „Schulabschluss“ waren von Anfang an recht schulisch, auch wenn bei ZuBaKa immer dazugehört, dass man sehr viel Zeit außerhalb des Klassenzimmers verbringt: Ausflüge, handlungsorientiertes Lernen, nicht am Schreibtisch sitzen, kein Frontalunterricht, sondern ganz viel erleben und mit den Themen interagieren. Bei unserem Baustein zur Berufsorientierung geht es beispielsweise nicht nur darum, wie man einen Lebenslauf schreibt, sondern wir gehen in die Unternehmen und wir schauen uns die vor Ort an.
Gibt es eine Idee oder ein Projekt, dass du bei ZuBaKa eigentlich schon immer mal umsetzen wolltest, aber nicht dazu gekommen bist?
Tatsächlich seit dem digitalen Feriencamp 2020 – weil mich das so begeistert hat – trage ich die Idee mit mir herum, irgendein digitales Handyformat in Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss zu machen. Ob es jetzt eine App ist oder ein KI-basierter Chatbot, diese niedrigschwellige Art des Lernens auf sprachsensibler Art und Weise in Kombination mit Lerntechniken und Hilfe zu Fragestellungen wäre der USP daran.
Da habe ich lange schon drüber nachgedacht und fände das richtig spannend.
Vielen Dank, liebe Frederike, für sechs Jahre puren ZuBaKa-Spirit und viel Erfolg für deine zukünftigen Projekte!
Mitgeschäftsführerin Judith Michler übernimmt die Geschäftsführung ab August vollständig und sieht mit einem weinendem und auch einem lachenden Auge zuversichtlich auf die kommenden Projekte.